Meine Rückkehr nach einer Schulter-OP
15. August 2017: Ein ganz normaler Tag in meinen Sommerferien, heute ist das letzte harte Training vor dem Boulderweltcup in München. Während dem Yoga und Mobilisieren fühlt sich alles super an, also ab an die Wand! Ein paar leichte Boulder zum Reinkommen und danach ein paar schwerere Züge um wirklich warm zu werden, damit ich mich später nicht noch verletze…erster mittelschwerer Boulder und schwerer Zug und in meiner linken Schulter macht es „knack“. Wie man als Sportler halt so ist, dachte ich mir, ach komm das ist nichts, stell dich nicht so an, tut ja auch gar nicht weh. Gesagt, getan, die Wettkampfsimulation startet und ich versuche mein Bestes, breche dann, aber doch nach dem zweiten Boulder ab, weil es sich schon „irgendwie komisch“ anfühlt.
Noch 3 Tage bis zum Weltcup. In den nächsten Tagen hat meine Schulter nie wirklich wehgetan und für mich stand von Anfang an fest: ich will unbedingt starten! Am Wettkampftag gab es dann viel Kinesiotape für meine Schulter und Ausblendung des Zweifels ob nicht doch was ist, auch im Hinblick auf die Jugend-WM zwei Wochen später.
Die Wochen zwischen dem Weltcup und der Jugend-WM bestanden trotz allem aus hartem Training und wenig Schonung, vor allem da die Schulter selbst fast nie wehgetan hat. Im Laufe der Jugend-WM wurde mir dann leider klar, dass nicht alles in Ordnung sein kann und somit hatte ich Anfang September einen MRT-Termin. Auf den Bildern konnte man nicht sicher feststellen, ob es wirklich eine Labrumläsion oder nicht ist, deswegen hieß es vier Wochen leicht klettern und schauen ob es von selber weggeht. In der Zeit hat sich nichts verändert, der Schmerz und die Frustration sind nur mehr geworden und dann kam schlussendlich doch die Gewissheit, dass es operiert werden muss.
Rückblickend war es eine gute Entscheidung, weil ich ab da wusste, jetzt geht’s nur noch bergauf und danach wird es besser sein. Eine Woche später, am 23. Oktober bin ich mit dem Zug nach Bamberg und zwei Tage später mit einem fixierten Labrum, einer Schulterschlinge und ganz viel kletterfreier Zeit wieder nachhause gefahren.
Am langweiligsten und zähsten waren die ersten vier Wochen, in denen ich meinen Arm gar nicht bewegen durfte, das war manchmal eine ganz schöne Geduldsprobe! Aber die Zeit von passiver Physiotherapie und „Einarmigkeit“ ist auch vergangen und von Woche zu Woche konnte ich die Schulter ein Stückchen mehr bewegen.
Dann in Woche 7 kam der erste Meilenstein: der Beginn meiner Reha in der Schönklinik in München! Drei- bis viermal die Woche für 5 Stunden voll mit Krafttraining, Physiotherapie, Thera-Band, Flossing und Beweglichkeitstraining. Dadurch war ich endlich wieder ein bisschen beschäftigt und hab gemerkt wie es jeden Tag bergauf ging und ich gaaaaanz langsam wieder Richtung Normalität zurückgekehrt bin.
In Woche 10 nach meiner OP habe ich meinen ersten Klimmzug (mit Unterstützung) geschafft und ab da war es auch nicht mehr so weit bis zu den ersten Zügen an der Wand. Dann endlich: 12 Wochen bzw. 89 Tage nach meiner OP war ich wieder an der Kletterwand!!! Ganz leicht und ganz kontrolliert und nicht wirklich viel, aber immerhin jetzt, in Woche 14, bin ich schon dreimal die Woche an der Wand und zweimal in der Reha, fester Bestandteil meines Trainings ist ab jetzt natürlich sehr viel mehr Thera-Band als früher und ein paar schulterspezifische Übungen.
Bis ich mein Ziel, nämlich stärker zu sein als vor meiner Verletzung, erreicht habe, wird es zwar noch einige Monate dauern, aber ich bin jetzt schon super happy über die Fortschritte die ich gemacht hab und mit der Motivation, die sich in den letzten Monaten angesammelt hat, bin ich nur schwer zu stoppen. :P
Ich hatte ein Riesenglück mit unserem Teamarzt Dr. Volker Schöffl, der mich wieder wie neu zusammengeflickt hat, mit dem Rehateam der Schönklinik, die mich die ganze Zeit unterstützt, motiviert und gefordert haben und mit meinen Trainern die trotz meiner Verletzung, voll und ganz hinter mir standen und an mich geglaubt haben. Und natürlich mit meinen Eltern und meinem Bruder, ohne die ich die ersten Wochen nach der OP wahrscheinlich nicht überlebt hätte (Danke für’s Kochen, Massieren, Anziehen, …) :D Hier ein riesiges Dankeschön an alle!