Climbing- team or single sport?

Friederike Petri im Interview

Freddy, du hast selber schon auf World Cups mitgebouldert und warst auch draußen viel unterwegs.

Prinzipiell ist man ja vor dem Publikum auf sich alleine gestellt und auch draußen kann dir so gesehen keiner beim Durchstieg helfen. Kann man also sagen, dass man im Bouldersport Einzelkämpfer ist?

Photo: Sönke Petri, Magic Wood

Ich denke beim Bouldern kann man die meisten Sachen nicht nur in schwarz und weiß sehen. Müsste ich das Bouldern in eine Schublade „Teamsport“ oder eine andere Schublade „Einzelsport“ stecken, würde ich den Schrank auseinander bauen und eine große gemeinsame Schublade draus machen. Klar, letztendlich musst Du den Boulder schon eigenständig klettern und auch selbst den Worldcup gewinnen. Doch so ein Erfolg ist nicht nur von Dir selbst abhängig. Dazu gehören auch Dein Umfeld, Deine Mitstreiter, Deine Teamkollegen, das Publikum, Deine Trainer und Boulderfreunde. Die beeinflussen Deine Entwicklung und Deinen Erfolg maßgeblich. Das kann in unterschiedlicher Weise geschehen. Sei es das gemeinsame Training, in dem man sich gegenseitig motiviert, Tipps gibt und unterstützt. Sei es am Felsen: Deine Freunde, die Dich spotten, Dich anfeuern und Dir Beta geben. Oder sei es das Publikum, dass Dich im Finale mit ihren motivierenden Zusprüchen die Wand hochtragen. Ich zum Beispiel kann, wenn ich alleine Bouldern bin, nicht dieselbe Leistung abrufen, wie wenn ich mit Freunden oder Teamkollegen unterwegs bin, die mich pushen. Außerdem weiß doch jeder: Gemeinsam ist alles leichter :)

Das Training verlangt viel Disziplin. Sei es in der Regelmäßigkeit, der Intensität oder der Gestaltung einer Trainingseinheit. Wer und was gibt dir die Motivation dran zu bleiben? Kommt auch hier der Teamaspekt zur Geltung?

Photo: Nadia Hoffmann, Fontainebleau

Der stärkste Motivator für die Disziplin ist für mich der Fortschritt. Wenn ich merke, dass ich besser werde, was voran geht und ich Erfolgserlebnisse habe bin ich automatisch motivierter und disziplinierter, dann kann ich auch oftmals gut ein paar harte Trainingseinheiten allein durchziehen. Doch was, wenn der Erfolg mal weg bleibt? Wenn man mal ein Leistungstief hat? Dann kann man von Glück reden, wenn man tolle, verständnisvolle Trainingskollegen hat, die einen aufbauen und mitziehen. Deshalb versuche ich auch immer selber eine mitreisende Kraft zu sein, die andere motiviert und zum Trainieren ermutigt.

In Teamsportarten wie Fußball oder Basketball gibt es für fast jeden Spieler eine Art Ersatz, doch dennoch leidet die ganze Mannschaft unter einem Ausfall. Dadurch erfährt man auf dem langen Weg der Rehabilitation sicherlich viel Unterstützungen von seinen Teamkollegen. Du hast ja auch schon eine Knie OP hinter dir.. Welche Erfahrungen hast du im Bouldersport gemacht?

Photo: Russ Juskilian; Magic Wood

Auch wenn eine Knie OP kein Weltuntergang ist, ist es gerade für sportliche Menschen wie mir, die 90 % ihres Lebens dem Bouldersport widmen eine große Herausforderung damit umzugehen. Es ist ein langer und harter Weg, den man mit Teamkollegen/Trainingspartnern um einiges leichter bewältigen kann. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Nein, es ist schön zu wissen, dass man jeder Zeit auf die Hilfe und das Verständnis seiner Partner zurückgreifen kann. Für mich war vor allem in den ersten Wochen der Austausch mit meinem Trainer Christoph sehr hilfreich, der das bereits alles hinter sich hatte und wieder bouldert als wäre er 20. Sobald ich wieder leicht anfangen konnte was zu machen wurde im Training extrem viel Rücksicht auf mich genommen. Es wurden Boulder definiert ohne Hookeinsatz und hohem Anstehen fürs linke Bein, ich wurde allzeit gespottet wie ein rohes Ei und immer wieder motiviert weiter zu trainieren und Geduld zu haben. Dafür bin ich sehr dankbar und das weiß ich sehr zu schätzen. Dankeschön!

Vielen Dank für den aufschlussreichen Einblick in deine Reha Zeit und in deine Quelle, aus der du Motivation und Ehrgeiz schöpfst für den Umgang mit körperlichen und mentalen Herausforderungen im Klettersport. Wir wünschen dir weiterhin alles Gute für deine Laufbahn und sind dankbar dich als Bereicherung im Team zu haben.

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